Sehr geehrte Frau Kommissionspräsidentin,

in der aktuellen Transformation steht die europäische Automobilwirtschaft vor großen Herausforderungen. Es ist daher höchste Zeit, dass wir über alle Interessengruppen hinweg einen gemeinsamen Plan zur Absicherung der Zukunft der Automobilwirtschaft, insbesondere zum Hochlauf der Elektromobilität und damit zu mehr Klimaschutz aufstellen. Wir begrüßen daher nachdrücklich Ihre Initiative, einen strategischen Dialog zur Zukunft der europäischen Automobilindustrie zu eröffnen.

Als Vertreter der Interessen der internationalen Kraftfahrzeughersteller in Deutschland (VDIK) stehen wir für nahezu die Hälfte des deutschen Automobilmarktes und repräsentieren dabei sowohl europäische als auch nicht-europäische Hersteller im größten EU-Automobilmarkt. Die Internationalen Kraftfahrzeughersteller setzen in Deutschland jährlich über 1,2 Millionen Pkw und 120.000 Nutzfahrzeuge ab. Das entspricht einem Marktanteil von rund 43 Prozent. Mit ihren derzeit 37 Marken aus 14 Ländern sichern sie in Deutschland 100.000 Arbeitsplätze bei den 12.000 angeschlossenen Händlerstützpunkten und Vertriebszentren.

Aus Anlass des strategischen Dialogs ergreifen wir im Auftrag unserer Mitglieder die Initiative, Ihnen im Folgenden die Kernpunkte unserer Forderungen für eine erfolgreiche Zukunft der individuellen Mobilität und der Automobilwirtschaft darzulegen. Aufgrund der Bedeutung der Internationalen Hersteller in Deutschland würden wir es sehr begrüßen, wenn Sie folgende Aspekte in Ihren Dialog einfließen lassen würden:

1. Bezahlbarkeit
Individuelle Mobilität muss bezahlbar bleiben. Die Internationalen Hersteller leisten dazu einen entscheidenden Beitrag, indem sie in den allermeisten Segmenten, sowohl im Verbrenner- als auch im Elektrobereich, die günstigsten Einstiegsmodelle anbieten. Damit individuelle Mobilität bezahlbar bleibt, fordern wir, die geplanten CO2-Strafzahlungen auszusetzen, wenn Flottengrenzwerte aufgrund fehlender Kundennachfrage nicht erreicht werden können. Die Transformation in der Automobilwirtschaft darf nicht zusätzlich belastet werden.

2. Klimaneutralität
Der VDIK steht fest zum Ziel der Klimaneutralität bis 2050 und begrüßt Technologieoffenheit mit einer Fokussierung auf den Hochlauf der Elektromobilität. Um diese Ziele zu erreichen, muss die nationale und europäische Politik folgende Rahmenbedingungen schaffen:

langfristiger & zuverlässiger Transformationsplan

  • Ausbau der Ladeinfrastruktur
  • Planbare und restwertbeständige
  • Anreize für alle Kundengruppen
  • Wettbewerbsfähigen Ladestrom
  • Vorteile für E-Fahrer im Verkehr

Eine positive öffentliche Grundhaltung aller Meinungsbildner, insbesondere der Politik, zur Elektromobiltät ist von zentraler Bedeutung für die Vertrauensbildung bei unseren Kunden.

3. Offener und fairer Wettbewerb
Der VDIK setzt sich für einen offenen und fairen Wettbewerb im internationalen Handel ein, denn dies ist die Voraussetzung für Wirtschaftswachstum. Deshalb lehnen wir Sonderzölle ab, weil sie indiviuelle Mobilität verteuern und damit die Wende hin zur Elektromobilität weiter bremsen. Der VDIK setzt auf gleiche Regeln für alle Marktteilnehmer und auf Dialog, um Handelskonflikte zu vermeiden. Freier Zugang zu Märkten weltweit ist im ureigensten Interesse Deutschlands und der EU.

4. Digitalisierung und Vernetzung
Die Internationalen Kraftfahrzeughersteller fordern, dass politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die unbürokratische Digitalisierung im Verkehr und das vernetzte und automatisierte Fahren als Schlüsseltechnologie für die gesamte Automobilwirtschaft fördern. Gleichzeitig müssen Datenzugänge vor unbefugtem Zugang und Mißbrauch geschützt werden. Deshalb unterstützt der VDIK die Umsetzung des Data Acts und sieht keine weitere Notwendigkeit zu einer sektorspezifischen Regulierung. Der Data Act ermöglicht den Verbrauchern die volle Kontrolle über ihre Daten und bietet gleichzeitig ein faires und ausgewogenes System für den Zugang Dritter.

5. Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Die Internationalen Kraftfahrzeughersteller setzen sich dafür ein, dass Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft bei der Fahrzeugproduktion zum Schutz von Umwelt und Gesundheit weiter verstärkt werden. Die Ressourceneffizienz soll verbessert und die Fahrzeugproduktion nahezu klimaneutral werden. Dafür bitten wir die Politik, unbürokratische Rahmenbedingungen zu schaffen.

6. Standortattraktivität
Die zukünftige Standortattraktivität Deutschlands hängt unter anderem davon ab, dass bürokratische Hürden für die Automobilwirtschaft drastisch abgebaut werden. EU-Regularien dürfen zu keinem weiteren Aufbau von Administration und Komplexität für die Automobilwirtschaft führen.

Wir danken Ihnen außerordentlich für Ihre Initiative und das besondere Engagement, diesen wichtigen Austausch zur Transformation der Automobilwirtschaft zu führen und vertrauen darauf, dass unsere Argumente Berücksichtigung finden. Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Austausch und stehen zur Vertiefung der einzelnen Themen jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Imelda Labbé
Präsidentin des VDIK e.V.